Seitenblicke
Wein, Weib, Gesang
Erste Ideen für eine Nutzung des Schlosses
Kaufinteressenten am Schloss gibt es schon 1970.
Dr. Erwin Ring aus Gernlinden unterbreitet der Gemeinde einen konkreten Vorschlag: Schloss Goldrain soll eine Stätte der kulturellen Begegnung mit Volkstanz Volksmusik, bildenden Künsten und Heimatpflege werden. Das Schloss soll Mittelpunkt mit Strahlkraft werden, der Goldrain und der Umgebung neuen Glanz verleiht. An ein kleines Spezialitätenrestaurant und eine Weinschenke wird dabei auch gedacht. Der Samen ist gesetzt. Auf Gedeih und Verderb. Die kommenden Jahre werden es zeigen.
Bürgermeister exklusiv
Ein Bürgermeister denkt nach
Der Latscher Bürgermeister Geom. Josef Rinner zieht 1974 ein Angebot aus der Tasche. Einen exklusiven Restaurantbetrieb mit Disco und angeschlossenem Kulturzentrum will er errichten. Rittersaal, Geisterzimmer und der obere Teil des Nordtraktes werden Restaurant; im Torgglkeller und anderen Kellerräumen ein Weinmuseum und im Graf-Hendl-Saal ein Vortragsraum. In einem Interview sagt er später zu seinen Ambitionen: “Ich habe auf den qualitativ hoch stehenden Fremdenverkehr gesetzt, bin mir jetzt aber nicht mehr so sicher, ob es wirklich gegangen wäre.”
Versteigerungskrimi
Macht – Geld – Intrigen und der Rekurs
Am 16. Oktober 1975 findet im Gemeindeamt Latsch die Versteigerung des Schlosses statt. Der Bürgermeister, Geom. Josef Rinner und der gebürtige Burgeiser Josef Pobitzer sind die Hauptdarsteller. Die Versteigerung wird zum Krimi mit Folgeschäden. In der Versteigerung wird Geom. Josef Rinner das Schloss zugesprochen. Die Kommission ist beeindruckt vom hinterlegten Scheck und dem mitgelieferten Konzept. Obwohl Josef Pobitzer eine Million mehr als den Ausrufpreis bietet, ist der Kommission seine Beschreibung über die Nutzung des Schlosses zu vage. Das Schloss bleibt im Dorf! So zumindest war es geplant. Ein Machtkampf zwischen dem Ober- und Untervinschgau entfacht sich, der Schloss Goldrain bis zum heutigen Tage nicht verlassen hat. Der Schattenwurf der Kirchtürme beeinträchtigt die Bemühungen um Bildung und Kultur. Josef Pobitzer gibt sich nicht geschlagen. Er rekurriert und erstattet Anzeige gegen die Gemeindevertreter in der Versteigerungskommission wegen “Wahrnehmung von Privatinteressen bei Amtshandlungen”. Pobitzer gewinnt den Rekurs. Der Bürgermeister und acht Mitglieder des Gemeindeausschusses werden unter Anklage gestellt.
Aufgrund dieser Ereignisse fasst der Gemeinderat am 27. April 1974 “mit Stimmeneinhelligkeit den Beschluss: Der am 16.10.1975 vorgenommene Zuspruch des Schlosses Goldrain an den Bürgermeister, Herrn Geom. Josef Rinner, wird annulliert. Dem Herrn Josef Pobitzer wird das Schloss nicht zugesprochen, weil a) Die Kaution nicht als rechtsgültig angesehen werden kann und er somit eine wesentliche Voraussetzung für die Zulassung zur Versteigerung nicht erfüllt hat; b) weil seine Zweckbestimmung für die Verwendung des Schlosses nicht genügend ist.”
Der Untersuchungsrichter legte den Fall ad acta. Der Pfarrer seinen Wunsch auf ein neues Widum.