Seitenblicke
Hühnerstall und Pfarrerbettstatt
Kauf, Verkauf und der Wunsch nach dem Widum
1863 erwirbt die Gemeinde Goldrain das Schloss von den Erben der Hendl. Fast im gleichen Atemzug wird mit der Kirche ein Tausch gemacht: die Gemeinde nimmt die Kirchengüter in den anderen Gemeinden und die Kirche erhält die Benefizgüter beim Schloss, die Wohnung des Priesters (Widum) mit Stall und Stadel, die Mesnergüter und für Mesner und Lehrer die Wohnung im 1. Stock. Kein glücklicher Schachzug, wie sich bald schon herausstellt. Der Lehrer weigert sich den Messnerdienst zu versehen und das Schloss fristet ein armseliges Dasein. Widum und Schlossanlagen verfallen zusehends. 1960 sieht sich die Gemeinde dazu gezwungen, das Schloss zu verkaufen. Es bleibt bei bloßen Absichtserklärungen. Erster Fehlstart. Die Politik schlägt der Kultur die Tür vor der Denkmalnase zu.
Kirchturm im Rittersaal
Pläne eines ambitionierten Pfarrers
Der Pfarrer als Schlossherr hat eigene Pläne. 1934 bemüht er sich, auf Schloss Goldrain eine Kirche zu bauen. Vielleicht will er damit den faschistischen Podestà abwehren, der in der Zwischenkriegszeit zeitweise seinen Verwaltungs- und Wohnsitz aufschlug. In der Zeit zwischen den Kriegen wurde alles geplündert, was nicht niet- und nagelfest war. Ein Wunder, dass die Bettstatt des Pfarrers unangetastet bleibt. 1949 wird der Plan einer Kirche wieder herausgezogen. Diesmal soll der Rittersaal dazu hergenommen werden. Sogar ein eigenes Kirchenbaukomitee wird 1957 dafür gegründet.
Prächtig, herrschaftlich, verwahrlost
Bedingungen für die Rettung des Schlosses
Die Ikone Südtiroler Kulturgeschichte, Josef Rampold, schreibt 1971 vom “prächtigen, herrschaftlichen Gebäude in erbärmlicher Verwahrlosung”. Die Diskussion um den Verkauf des Schlosses wird neu angezettelt. Die Politik und der Pfarrgemeinderat wollen den Koloss vom Bein haben. Nur wenn beide sich einig sind, kann ein Verkauf zustande kommen. Eine Kommission wird gegründet, die den Verkauf seriös vorbereiten und sauber durchführen soll. Gemeinderäte aus Goldrain, der Fraktionsausschuss und der Pfarrer von Goldrain gehören ihr an. Präsident wird der Vizebürgermeister. Nägel mit Köpfen werden gemacht. Die Bedingungen sind klar und unumstößlich: Nicht wer am meisten für das Schloss bietet erhält den Zuschlag, sondern wer das bessere Programm aufweisen kann, das Schloss als “Kleinod Goldrains zu erhalten und für alle zu bestimmten Zeiten zugänglich zu machen”. Aber das Wichtigste: der Herr Pfarrer verlangt, dass für den alten Widum im Schloss ein neuer im Dorf gebaut wird!
...unmöglich aus Gewinnsucht...
Ernst Steinkeller gründet Initiativkommitee
Im Kommissionsprotokoll, dessen Schriftführer Pfarrer Wilhelm Holzner ist, liest man: Die Kommission ist sich bewusst, dass der Besitz des Schlosses Goldrain stets ein kulturelles Wahrzeichen war und bleiben soll. Ein Verkauf dieses Kleinodes kann daher unmöglich aus Gewinnsucht getätigt werden, sondern einzig und allein, um in Zukunft eine bessere und sichere Erhaltung zu gewährleisten.
Gewinnabsicht unter Denkmalschutz
Feilschen um den richtigen Preis
Ein Gutachten aus dem Jahr 1966 will das Schloss um 35.000.000 Lire über den Notartisch schieben. Ein Aufschrei unter vielen: viel zu wenig! Das Schloss soll der Gemeinde bleiben und man soll endlich mit Restaurierungsarbeiten beginnen. Das Denkmalamt wird angerufen. Der damalige Leiter schreibt dazu: